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Infoblatt Louis-Antoine de Bougainville (1729 - 1811)


Louis-Antoine de Bougainville - eine Kurzbiographie

Louis-Antoine de Bougainville stammte aus einer adeligen Familie. Er kam in Paris zur Welt und studierte in seinen Jugendjahren Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber auch mit Mathematik.

Er arbeitete zunächst als Rechtsanwalt, Generaladjudant und Botschaftssekretär. 1756 war er in Kanada an den Kämpfen gegen England im Rang eines Oberst beteiligt. Im selben Jahr wurde er aufgrund eines Aufsatzes über die Integralrechnung Mitglied der Londoner Royal Society.

1763 zum Kapitän der französischen Marine ernannt, finanzierte Bougainville auf eigene Kosten eine Forschungsexpedition zu den Falklandinseln, wo er wissenschaftliche Studien betrieb und 1764 eine französische Kolonie gründete. Allerdings musste er diese Expedition auf spanischen Druck hin schnell wieder aufgeben.

Drei Jahre später wurde Bougainville zum Leiter einer Pazifikexpedition ernannt, die eigentlich ein rein militärisches Ziel verfolgen sollte: die Ausspionierung der englischen Stützpunkte im Stillen Ozean. Aber an Bord der zwei Schiffe – "Boudeuse" und "Etoile" – befanden sich auch zahlreiche Gelehrte, die in den folgenden zweieinhalb Jahren nicht nur eine abenteuerliche Forschungsreise, sondern auch die erste französische Weltumsegelung miterlebten.

Die Expedition verließ Frankreich im Juli 1766 und erreichte nach zwei Jahren den Pazifik. Bougainville hatte mehrere Zwischenaufenthalte in Argentinien und Brasilien einlegen müssen, weil seine beiden Schiffe erhebliche Probleme machten. In Brasilien nahm er wissenschaftliche Untersuchungen vor und brachte von dort auch eine tropische Blumenart mit, die heute seinen Namen trägt.

Nach der 52-tägigen Durchfahrt durch die Magellan-Straße stieß der Franzose tief in die Weiten des Pazifik vor. Etwa einen Monat lang kreuzte er im südlichen Pazifik auf der Suche nach dem sagenumwobenem "Südland", kam aber zu dem Schluss, dass es ein solches Land wahrscheinlich gar nicht gab.

Auf seiner Weiterfahrt entdeckte er eine Gruppe von vier kleinen Inseln, die er auf den Namen "Quatre-Facardins" taufte (die heutigen, zur Tuamotu-Gruppe gehörenden Tehai-Inseln). Vor Tahiti, das nur wenige Monate vor Bougainvilles Ankunft vom Engländer Samuel Wallis entdeckt worden war, warf er Anker. Statt das Tropenparadies zur Erforschung der Insel und zur Erholung seiner überanstrengten Mannschaft nutzen zu können, musste sich Bougainville gegen feindselige Angriffe der Eingeborenen erwehren. So verließen die Franzosen die Insel schleunigst wieder.

Danach steuerte Bougainville, auf Westkurs segelnd, die Samoa-Gruppe und die Neuen Hebriden (Vanuatu) an und entdeckte an der australischen Küste das Great Barrier Reef. Weiter ging der Weg über Neuguinea, die Molukken sowie eine Inselgruppe, die er auf den Namen "Louissiaden" – östlich von Neuguinea gelegen – taufte. Seine Expedition entdeckte den Durchgang zwischen den Salomonen und der Bismarck-Gruppe, erforschte die nördliche Küste von Neuguinea und lief die holländische Niederlassung auf Borneo an. Der Rückweg führte um das Kap der Guten Hoffnung herum, über Kap Verde und Terceira (Azoren) nach Saint-Malo zurück. Dort konnte Frankreich am 16. Februar 1769 seine Weltumsegler begrüßen.

Bougainville veröffentliche einen zweibändigen Reisebericht, der viel gelesen wurde und das Interesse in Frankreich an der geografischen Entdeckung der Welt beträchtlich steigerte. Mit der Inbesitznahme von Tahiti und den umliegenden Inseln für Frankreich begründete er zugleich Französisch-Polynesien.

Nach seiner Rückkehr empfing Bougainville nicht nur Ehren, denn in den Wirren der französischen Revolution musste er ins Gefängnis und entkam dem Schafott nur durch den Sturz des Revolutionsführers Robespierre. 1795 wurde er Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. Damit würdigte Frankreich seine jahrzehntelange Forschungsarbeit. Bougainville war es u. a. gelungen, eine neue Vorstellung von den Weltmeeren zu vermitteln und seine Forschungsergebnisse ermöglichten die Vorausberechnung bestimmter Meereserscheinungen. Seine Karten und seine hervorragenden Forschungen auf dem Gebiet der Fauna und Flora der Südsee weisen ihn bis heute als einen großen Entdecker aus.

Männer wie er lösten auf den Weltmeeren die bis dahin bei der Entdeckung der Erde dominierenden Seeleute, Piraten und Eroberer, ab und veränderten mit ihrem Wirken die Seefahrt grundlegend. Bougainville verkörperte einen gänzlich neuen Entdeckertyp – er wollte beobachten, erkunden und – wenn möglich – auch verstehen, was er sah und an Neuem entdeckte.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1729
    Der 1729 geborene Louis-Antoine de Bougainville stammte aus einer Adelsfamilie.
  • 1763/64
    Er arbeitete zunächst als Rechtsanwalt, Generaladjudant und Botschaftssekretär und war 1756 in Kanada an den Kämpfen gegen die Engländer beteiligt. Danach schlug der Franzose die Marinelaufbahn ein und wurde 1763 zum Kapitän ernannt. Seinen wissenschaftlichen Intentionen folgend, reiste er im selben Jahr auf eigene Kosten zu den Falklandinseln und gründete dort 1764 eine französische Kolonie.
  • 1767 bis 1769
    Bougainville wurde mit einer "Informationsreise" in den Pazifik beauftragt und sollte dort die englischen Stützpunkte auskundschaften. Mit dieser Expedition begann die erste Weltumsegelung durch einen Franzosen. Bougainville verfolgte aber nicht nur militärische Ziele, sondern zu seinen Reisegefährten gehörten auch Wissenschaftler. Die Expedition bereicherte das Wissen um den Stillen Ozean beträchtlich und entdeckte viele bis dahin unbekannte Inseln (u. a. die zur Tuamotu-Gruppe gehörende Insel Tehai und die "Louissiaden" östlich von Neuguinea). Nach Bougainville wurde die größte Insel der Salomonen (östlich von Neu-Guinea) benannt. Außerdem fand Bougainville den Durchgang zwischen den Salomonen und der Bismarck-Gruppe, erforschte die nördliche Küste von Neuguinea und besuchte die holländische Niederlassung auf Borneo. Sein Rückweg führte über das Kap der Guten Hoffnung, Kap Verde und Terceira (Azoren) bis ins heimatliche Saint-Malo, wo die Expedition am 16. Februar 1769 wieder eintraf.
  • 1791
    Bougainville wurde zum Vize-Admiral befördert.
  • 1795
    In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen ernannte man Bougainville zum Mitglied des Institut de France und des französischen Längengradbüros.
  • 1798
    Im Hafen von Toulon begegneten sich der Franzose und Alexander von Humboldt.
  • 1811
    Bougainville starb in seiner Geburtsstadt Paris.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 03.06.2012